©Barbara Behrend

Teil I: 1800 bis 1930

„Alle Völker, die baden, sind gesünder und stärker wie die, die es nicht tun.”

(Christoph Wilhelm Hufeland 1762-1836)

Das Baden, ob im warmen oder kalten Wasser, dient in erster Linie der Reinigung, aber auch zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens.

Das Zeitalter der Aufklärung bringt die europäische Bevölkerung im 18. Jahrhundert beim Thema Hygiene zum Umdenken. Diese war früher weitgehend vernachlässigt worden, vor allem, da der Großteil der Bevölkerung keinen Zugang zu fließendem Wasser hatte.

Vorreiter sind hier die Franzosen, in deren Hauptstadt im Jahr 1800 bei 600.000 Einwohner rund 300 private Badewannen und mehrere öffentliche Wasch- und Badeanstalten gezählt werden. Jedoch sind die öffentlichen Bäder aufgrund ihrer hohen Eintrittspreise lediglich der reichen Bevölkerung zugänglich. Alternativ können sich die Menschen heißes Wasser mit dem Karren ins Haus liefern lassen. Im Jahr 1836 besitzen allein in Paris über 1000 Kleinunternehmer die Lizenz, Wannen zu vermieten und heißes Badewasser zu verkaufen.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzen Mediziner sich vermehrt dafür ein, öffentliche Badeanstalten zu errichten, die für jederman erschwinglich sind. In der englischen Industriestadt Liverpool entsteht 1844 die erste öffentliche Bade- und Waschanstalt für Arbeiter. In Deutschland wird 1855 in Hamburg am Schweinemarkt das erste Volksbad mithilfe von Aktien und Spenden reicher Bürger eröffnet. Diese bietet der armen Bevölkerung 56 Waschstände und 65 Wannen.

Den öffentlichen Durchbruch erlangen die Volksbäder durch den Berliner Dermatologen Oskar Lassar, der 1874 den Berliner Verein für Volksbäder gründet. Mit seinem Spruch: „Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad!“ sind in erster Linie Brausebäder gemeint, bei denen wir heute allgemein vom Duschen sprechen.

Ab dem 20. Jahrhundert kommt das Baden im privaten Rahmen langsam auf. Doch auch hier wird es noch nicht als Luxus, sondern als hygienische und gesundheitsfördernde Maßnahme verstanden. Die Waschmöglichkeiten sind überwiegend in der Küche oder in einer Waschküche im Keller untergebracht. Wenn es überhaupt Toiletten im Haus gibt, dann nur eine pro Etage. In ländlichen Gegenden findet man das stille Örtchen in Form eines Plumpsklos draußen hinter dem Haus. In Wannen, Bottichen oder Zubern wird gebadet. Diese Waschmöglichkeiten im Keller sind einzig zweckmäßig eingerichtet und entbehren jeglichen Komfort. Eine Verbindung zwischen Ofen und Badewanne gibt es noch nicht, da der Gas-Durchlauferhitzer erst 1920 erfunden wird.

Ab 1910 entsteht mit dem Frankfurter Bad eine Zwischenlösung: In einer Nische der Küche oder des Schlafraumes wird eine Dusche oder Badewanne untergebracht, die durch eine Wand oder einen Vorhang vom restlichen Zimmer abgetrennt ist. Die Wannen sind aus Gusseisen oder Emaille.

Im Jahr 1928 kommt durch Hans Grohe (Werbung wegen Verlinkung) die erste Handbrause mit Porzellangriff auf den Markt, die schon bald als Ergänzung zur Kopfbrause in jedem besseren Bad zu finden ist. Etagenklos und fließendes kaltes Wasser bleiben bis in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts Luxus.

©Barbara Behrend